China

Vom Blitz getroffen

Eine kleine Überraschung ist sie ja schon, unsere Ankunft in dieser jahrtausendalten Kultur, im zwischen Tradition und Moderne zerrissenen China, im Heimatland falscher Gucci-Taschen und scharfer Instantnudeln. Wir überschreiten diese Kulturgrenze, nur um hier auf die altbekannten kebabröstenden Bärtlimuslime zu treffen. Das ist ja überhaupt gar nicht China! Als wären sie Kirgisen, Tadschiken oder sonstige Zentralasiaten, sitzen sie ungerührt in ihren kleinen Handwerksstätten oder vor ihrem Mini-Kohlegrill und beten in ihren Moscheen, und man kann sich vorstellen, wie sich das schrille, elektroscootergesteuerte, gadgetversessene Han-China von dieser komplett anderen Kultur und Religion innerhalb ihrer eigenen Reihen bedroht fühlen muss. Da prallen Welten aufeinander!

Ich hingegen finde die Uiguren mit ihren Käppli, den verschmitzt schmunzelnden, zerfurchten Gesichtern hinreissend und ich werde nach meiner Rückkehr in die Schweiz eine neue Partei gründen, die fordert, zu den lächerlichen zwei Uiguren, die wir bisher importiert, äh, gerettet haben, noch weitere ins Land zu holen. Da könnte sich im Parlament dann die Bauern- mit der Uigurenlobby zusammentun, und es wäre in einer Sommersession gleich eine munterere Stimmung, wenn sich die vereinte Uigurenfraktion mit der SVP am Mini-Uigurengrill bei Bratworscht und Kebabspiess über die Lage der Welt austauschen würde…

Doch zurück zu Xining. Bei unserer Ankunft frümorgens kurven wir durch lauschige Parks, gesäumt von hoch in den Himmel ragenden Wolkenkratzern, und was andere für chaotisch, überfüllt und überfordernd halten, empfinden wir als erfrischend urban. Vielleicht ist es, weil wir aus einem Land kommen mit Städten, deren Bevölkerung locker in einen dieser Wolkenkratzer passen würde. (Man stelle sich einmal ganz Niederboltigen gepfercht in einen Wolkenkratzer vor: Das würde unser Zweitwohnungsproblem elegant lösen! Item). In den Pärken der Stadt stehen zu dieser frühen Morgenstunde Hunderte von Menschen, die in stiller Andacht ihre Tai-Chi-Figuren in die Luft malen, übertönt von der lärmigeren Fraktion am anderen Ende des Parks, die sich zu lauter Musik in Gymnastik verrenkt. Man stelle sich vor, sieben Uhr morgens auf dem Bundesplatz und Ueli Maurer und seine Truppe würde vor der Arbeit zu einem lüpfigen Ländler ein paar Dehnübungen machen. Das hätte für den schweizerischen Zusammenhalt doch gleich eine andere Qualität!

Am nächsten Tag ist das Wetter immer noch strahlend und warm, so krallen wir unsere Räder und machen einen kleinen 50-Kilometer-Ausflug zum bekannten Kumbum-Kloster. Es ist eines der sechs wichtigsten buddhistischen Klöster im tibetischen Gebiet, und obwohl hier nicht mehr so viele Mönche, dafür umso mehr Touristen anzutreffen sind, ist die Anlage beeindruckend. Chinesische Touristinnen tippeln in zu hohen Stöckelschuhen ihrem lokalen Guide nach und brechen an geeigneter Stelle in ein Ah-Oh-Uh aus, nicken pflichtbewusst über die sicher kulturell wertvollen Erläuterungen und versuchen eifrig, sich wie richtige Tibeter vor den güldenen Buddhas zu verneigen.

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Christian zieht es vor, den 15-fränkigen Obolus an die chinesische Kolonialmacht für den Eintritt zu verweigern. Also ziehe ich alleine los in Richtung Räucherstäbchenduft und drehende Gebetsmühlen. Ich bin im gesamten Gelände die einzige Langnase (dazu noch ein Exemplar mit einer wirklich langen Nase) und werde natürlich angestarrt, als wäre ich ein weiteres kulturelles Exponat dieser Ausstellung. Dass man mich nicht in eine Tracht gesteckt und für mein Ablichten Geld verlangt hat, ist eigentlich ein Wunder.

Am nächsten Tag ziehen Wolken ins Land und wir ziehen südwärts. Es geht los in Richtung Ost-Tibet. In dieser Jahreszeit nochmals auf Pässe von fast 4000 Metern zu klettern und sich während drei Wochen auf einem Plateau von 3500 Metern zu bewegen – wir sind nicht sicher, ob das die beste Entscheidung gewesen sein wird, die wir je trafen. (Man hätte ja schliesslich auch aussenrum fahren können – man kann ja immer irgendwie aussenrum fahren.) Zumal wir in anderen Blogs lasen, dass die armen Radler tagelang im Regen fuhren und zwischendurch sogar auch Schnee unter den Reifen hatten.

Am ersten Tag fahren wir einem breiten, besiedelten Tal entlang, in dem die Chinesen auf der grünen Wiese Geisterstädte hochziehen und am Laufmeter neue Strassen und Bahnlinien bauen: Man könnte meinen, es würden irgendwo Millionen von Menschen nur darauf warten, in diese hässlichen, gesichtslosen Neustädte mitten im Nirgendwo zu ziehen. Bald geht es bergan und wir versuchen, uns auf den Expressway zu schleichen. Denn wir wissen: Da oben wartet ein Tunnel, der uns viele, viele Höhenmeter ersparen würde. Doch sobald wir als zwei kleine Punkte auf dem Radar der Mautstation-Frauen auftauchen, kommen sie aufgeregt aus ihren Häuschen gerannt, wild abwinkend: Mei you, mei you! Ok ok, wir haben verstanden. Die Ausländer müssen aussen rum, hoch auf den Pass. Bei milder herbstlicher Sonne fahren wir über Land, durch beschauliche kleine Dörfer mit Lehmhütten, wo sich die Bewohner auf den harten Winter vorbereiten, Heu bündeln, das Fell vom Lamm ziehen, den Spreu vom Weizen trennen und uns immer wieder mit einem neugierigen Lachen begrüssen.

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Als der Abend ins Land schreitet, stehen wir vor der Qual der Wahl: Am lauschigen Bergbach unter rauschenden Bäumen übernachten, oder unser Zelt unter den Säulen des hoch über uns thronenden Expressways aufstellen? Wir treffen eine Wahl der Vernunft und preisen unsere Entscheidung für den potthässlichen, aber trocknenen Platz. Sobald wir die Zelteingänge geschlossen haben, schüttet es wie aus Kübeln.

Am nächsten Morgen zeigt sich bereits wieder die Sonne und wir ächzen hinauf zum 3260 Meter hohen Qingshashan-Pass. Schon in der Ferne sehen wir den frisch gefallenen Schnee und die Gebetsfahnen leuchten. Es ist herrliches Herbstwetter, die Bäume verfärben sich gelb und rot, es grüssen die ersten tibetischen Stupas und für kurze Zeit radeln wir gar an den Gestaden des Gelben Flusses. Gegen Abend halten wir müde und hungrig bei einer Baracke an, die aussieht wie ein durchschnittliches amerikanisches Motel. Als Christian in die Ställe lugt, steht jedoch nirgends ein Bett drin, und bei der chinesischen Frage nach „schlafen“ erntet er nur konsternierte Blicke. Na dann halt nicht. Wir brausen an einem Polizeicheckpoint vorbei, wo man uns noch etwas nachbrüllt, doch wir vestehen ja leider kein Chinesisch, deshalb radeln wir munter bergan. Die Szenerie ändert sich schlagartig: Das Tal verengt sich und wir fühlen uns wieder wie am Panj an der tadschikisch-afghanischen Grenze. Wir folgen einem braunen, wilden Fluss in einem engen Tal, mit dem einzigen Unterschied, dass nun plötzlich buddhistische „Reliquien“ auftauchen. Übermenschlich grosse Gebetsmühlen, bunte Wandmalereien, Gebetsfahnen – man sollte das den Tadschiken stecken. So eine optische Abwechslung kommt bei den Touristen doch einfach gleich besser an! 🙂

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Langsam wird es dunkel, und im engen, steilen Tal findet sich beim besten Willen keinen Platz für ein Zelt. Den einen oder anderen ebenen Quadratmeter sehen wir zwar schon, doch hätten wir dort zelten wollen, wäre die Chance nicht klein gewesen, am nächsten Morgen flach wie eine Flunder und mit einem Stein auf dem Kopf aufzuwachen. Irgendwann finden wir einen Dreckweg, der wohl einst den Strassenarbeitern gedient hat. Links geht es 300 Meter steile Geröllhalde hinunter zum Fluss, rechts über uns thront eine Felswand. Wir haben erneut die Qual der Wahl: Wollen wir unser Nachtlager möglichst an den Rand quetschen, damit uns der Steinschlag nicht trifft, wir in der Nacht dafür mit einem Erdrutsch in den Fluss segeln, oder wollen wir uns möglichst an die Felswand schmiegen, um dann von oben von einem herabfallenden Stein getroffen zu werden? Wir wählen den gutschweizerischen Kompromiss. Das Wetter ist ja gut, die Nacht ist sternenklar und wir legen uns nichts Böses ahnend ins Zelt. Nur ein paar Stunden später hat sich die Wettersituation scheinbar komplett geändert. Wir wachen auf, weil ein starker Wind an unseren Zeltstangen rüttelt, und bald fängt es an, auf unser Zelt zu prasseln. Nicht genug, hören wir es in der Ferne auch noch Donnern. Wir sitzen beunruhigt auf und werfen einander einen wissenden Blick zu. Jetzt wird sich weisen, welches Szenario uns ins Verderben reitet: Szenario ‚in die Tiefe donnern‘ oder Szenario ‚Stein auf den Kopf‘. Und dazu kommt jetzt noch ein neues, vorher nicht bedachtes Szenario: Blitzeinschlag ins Zelt!

Man kann sich vorstellen, dass es keine wirklich erholsame Nacht war. Wir liegen auf unseren Daunenmatrazen und zählen die Sekunden zwischen Blitz und Donner. Wir haben Glück, denn wenigstens zieht das Gewitter nicht direkt über uns. Und als ich ein paar Stunden später aus dem Zelt luge, prangt harmlos und unschuldig wieder ein wolkenloser Sternenhimmel über uns. Tückisch, dieses Ost-Tibet!

Am nächsten Tag treffen wir in Tongren ein, einer kleinen Stadt am Rande des osttibetischen Plateaus. Im ersten Hotel werden wir prompt abgewiesen. „Mei you“, keine Ausländer erlaubt. Das fängt ja gut an. Da wir das gute Wetter nutzen wollen, beschliessen wir, bereits am nächsten Tag weiterzufahren, und die einzige Attraktion Tongrens, das Wutun-Kloster, am Abend zu besuchen. An der äusseren Mauer des Klosters reiht sich Gebetsmühle an Gebetsmühle, und alte Tibeterinnen mit langen schwarzen Zöpfen und zerfurchten Gesichtern eilen an uns vorbei. Ein wenig erstaunt es mich schon: Nichts von in sich gekehrtem Wandeln, nein, die Tibeter scheinen bei ihrer Kora, der Umrundung eines heiligen Ortes (sei es ein zufällig gewählter Tempel, eine Klosteranlage oder wie beim Kailash gleich ein ganzer Berg), alle ziemlich in Eile. Sie sausen im Wirbelschritt an uns vorbei, um nur 60 Sekunden später bei der nächsten Runde wieder vor uns aufzutauchen. Irgendwie hatte ich mir das alles etwas kontemplativer vorgestellt, aber wer weiss, vielleicht sind die innerlich alle total im Einklang mit sich und dem Weltall und es sieht nur so aus, als würden sie ihre Runden möglichst schnell absolvieren wollen, damit sie dann wieder zu Buttertee und Yakburger in ihre Hütten zurückkehren können. Plus, das darf man nicht vergessen: Wenn ich jeden Tag 20-mal das Berner Münster umrunden müsste, würde ich den Prozess mit den Jahren vermutlich auch leicht beschleunigen. 😉

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Am folgenden Tag machen wir uns auf nach Xiahe, dazwischen liegen 100 Kilometer und ein weiterer Pass auf 3600 Meter. Wir haben übrigens herausgefunden, dass sich die Pässe auf unserer Route allesamt absprechen. Kommen wir keuchend oben an, die obligate Frage: Wie hoch? Antwort: Natürlich 3600 Meter. Den Höhenmesser kann man sich sparen! Die Szenerie ist jedoch pittoresk. Wir folgen einem schmalen Tal, hoch ragen rote Berge in den stahlblauen Herbsthimmel, in kleinen Dörfern wird an langen Holzständern Gras getrocknet und an den Hauswänden klebt der Kuhmist. Wir sagen nur: Erdölfrei heizen stinkt nicht weniger!

Höhenmeter um Höhenmeter schrauben wir uns nach oben, während auffällig viele weisse Grosstadtkutschen an uns vorbeibrausen. Ach ja, hatten wir ganz vergessen: Heute ist der 1. Oktober und die nächsten zehn Tage haben sämtliche Chinesen im Kollektiv Ferien. Nun drängen sie sich zu Millionen in die Touristengebiete, unter anderem eben auch hier, surren bei unserem Anblick entzückt die schwarz getönten Scheiben herunter, nehmen ihre absurden Kameraausrüstungen mit ihren 400mm-Zoomobjektiven hervor und machen direkt vor unserem Gesicht knips-knips-knips. Grrr!

Wir waren ja vorgewarnt. Nicht weniger neugierig als die Chinesen seien die Tibeter. Und so ist es. So kommen sie meist zu zweit auf ihren Töfflis angebraust, und sobald es die Information „Achtung, zwei Uhr ausserirdisches Fahrobjekt mit interessantem ausserirdischen Leben“ durch die Synapsen in ihr Hirn geschafft hat, bremsen sie just auf unserer Höhe ab und staunen uns mit offenen Mündern an. So fahren wir dann jeweils dahin, sie mit staunenden offenen Mündern, wir mit keuchenden offenen Mündern. Als gute Abwehrtaktik hat sich erwiesen, die neben uns herfahrenden Knatterkisten über die Mittellinie abzudrängen, denn die Statistik will es, dass in den nächsten Minuten auf der Gegenfahrbahn ein Verkehrsteilnehmer überlaut hupend daherkommt. Um nun nicht vermantscht zu werden, muss der Tibeter zwangsläufig Gas geben. Manchmal ist der sich uns bietende Anblick aber auch so lustig, dass wir während dem Fahren unsere Kamera zücken und ein Bild schiessen. Einer drückt uns vor dem Wegbrausen noch je eine süsse Birne in die Hand: Hey, es gibt sie also doch, die tibetische Gastfreundschaft!

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Apropos lautem Gehupe. Das ist etwas, das uns in diesem China in den schieren Wahnsinn treibt. Die Chinesen waren offensichtlich alle entweder
a) nie in der Fahrschule, oder
b) alle in derselben Fahrschule
denn hier verständigt man sich gemeinhin nur über die Hupe. Zuerst halten wir es einfach nur für unzivilisiertes, hirnloses Gockelgetue, doch mit der Zeit bemerken wir die feinen Unterschiede. Es gibt das ganz laute, böse, dröhnende, langanhaltende Hupen, das meist vom grösseren (also stärkeren) Verkehrsteilnemer gegenüber dem kleineren (wir) angewendet wird. Es hat zum Zweck, die anderen Fahrzeuge mittels paranormaler akustischer Kraft von der Strasse wegzublasen. Tüüüüüüüüüüt, denkt sich der Chinese: Wenn ich genug laut horne, dann verschwinden sämtliche andere Verkehrsteilnehmer wie durch ein Wunder von der Strasse!

Dann gibt es noch das etwas nettere „Achtung-ich-komme“-Hupen, das ist meist etwas sachter und kürzer. Doch um ganz sicher zu sein, dass die Botschaft bei uns angekommen ist, wird auf Ohrenhöhe doch nochmals kurz nachgedoppelt. Und dann gibt es offensichtlich noch die Begeisterungshuper, die, obwohl auf der gut ausgebauten Strasse weit und breit kein anders Auto, kein Schaf oder Yak zu sehen ist, lustvoll auf ihr Horn drücken.

So oder so, was auch immer des Hupens Motivation – es ist und bleibt laut und nervig. Während eines Tages staut sich manchmal eine derartige Aversion gegen diese akustische Gewalt auf, dass man sich in wilden Phantasien ausmalt, wie man in der nächsten Ortschaft zu einem beliebigen Auto oder Lastwagen hingeht und dem Fahrer durchs offene Fenster mit aller Kraft ins Ohr brüllt. Hah! Take this!!! Da wir zu solchen Racheaktionen den Mut nicht aufbringen, brüllen wir die vorbeifahrenden Huper manchmal einfach an, denn wenn wir mit unseren Veloklingeln zurückträllern, geht das im allgemeinen Lärmpegel dieses Landes einfach unter.

Die Weiterfahrt geht durch ein wunderbares Bergtal, entlang einem lauschigen Bächlein, umrahmt von Tannen, und wir fühlen uns kurz wie im schönen Bündnerland. Und obwohl wir uns Hunderte von Höhenmetern über Pässe kämpfen müssen, sind wir uns einig: Es ist uns tausendmal lieber, durch steile Alptäler zu fahren, als durch komplett flache, baumlose, dürre, braune Wüste. Einmal ein Bergler, immer ein Bergler!

Irgendwann neigt sich die Sonne dem Horizont zu und wir sind erneut auf der Suche nach einem Stellplatz für unser Zelt. Erstens soll der Ort bezüglich Regen-Schnee-Steinschlag-Erdrutsch nicht allzu exponiert sein, andererseits soll er so versteckt sein wie möglich, wollen wir nicht binnen Sekunden zwei Hirten und zehn Chinesen mit offenen Mündern und fetten Zoomobjektiven vor unserem Zelt stehen haben. Oben auf einer Zwischenhöhe vor dem eigentlichen Pass denken wir, genau so einen Platz gefunden zu haben. In den letzten wärmenden Sonnenstrahlen stellen wir freudig unser Zelt auf, da fällt mein Blick auf die unmittelbare Umgebung: Wir stehen quasi mitten auf dem Pass, neben uns direkt ein Strommast. Zwischen uns beiden entspannt sich daraufhin eine interessante wissenschaftliche Diskussion.

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Sie: „Du, es heisst doch immer, man soll bei einem Gewitter nicht direkt unter einen Baum stehen!“ Er: „Und?“ Sie: „Ist das, weil der Baum beim Blitzschlag umfallen könnte, oder ist es wegen dem Strom, der dann durch einen fliesst?“ Er: „Strommasten sind keine Bäume, die sind isoliert.“ Sie, unbeirrt: „Aber wenn der Blitz in den Strommast einschlägt, gibt es einen Lichtbogen und dann ist man auch tot.“ Christian gibt sodann irgend eine wirre Theorie von sich, dass, wenn man bei einem Gewitter unter einen Baum liegt, man bitte quer dazu liegen soll, damit der Strom quer statt längs durch den Körper… Ich sage nur: Wenn zwei Banausen streiten! Das Resultat der hochstehenden Diskussion: Wir verschieben unser Zelt um ein paar Meter und binden als Opfer an die Götter dafür unsere Velos an den Strommast.

Alle Diskussionen waren grundlos. Die Nacht wird sternenklar: Kein Gewitter, kein Regen und kein Lüftchen regt sich über unserem Zelt. Doch als wir am Morgen den Zelteingang öffnen, werden wir von einem gleissenden Blitz getroffen. Nanu, was ist denn das? Da stehen zehn Chinesen mit ihren Zoomobjektiven und starren uns an.

7 Kommentare

  • irgendlink

    Gewitter im Zelt. Welch Graus. Das erinnert mich an eine Gewitternacht nahe Lons le Saunier, die ich fernab neben dem Zelt liegend in Regenklamotten verbracht habe – mit halbwissenden Gedanken, wie Blitze warum und wo einschlagen. Da müsste es doch von Zeltfirmen Untersuchungen geben, und von Starkstrommastfirmen auch. Einzelstehende Bäume sind definitiv kein guter Schutz.
    Hupen: in Deutschland sehr beliebt ist das Strafhupen, das im Gegensatz zum per StVO völlig legitimen Warnhupen bei jedem nur geringsten vermeintlichen Vergehen, das ein meist schwächerer Verkerhsteilnehmer begeht zum Einsatz kommt.

  • Daniel Wulle

    Yvonne die potentielle Parteigründerin einer schweiz-chinesischen Partei, Höhen- und abenteuerliche Zeltgeschichten, kulturell-religiöse Begebenheiten… Einfach Erfrischend! Und es geht in Richtung 9’000-Marke, bereits 8’527km! Toll! Herbstliche, herrlich bunte, sonnige Grüsse…

  • emu

    PS noch ein Chinatipp: Ein kleiner Notizblock, auf dem man das Gewünschte zeichnen kann, hat sich als gutes Konmunikationsmittel erwiesen. Besonders lustig ist dann, wenn Chinesen zurückmalen. Montagsmalerisch!

  • Ursi Finsterwald

    Unglaublich, wie ihr in die Pedale tretet! Und bei eisigen Temperaturen im Zelt zu übernachten, wäre überhaupt nicht meins. Spannend mit Euch aus der Ferne (als Couch-potatoe) die Welt per Velo entdecken zu dürfen.

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